Moral Distress in der Intensiv- und Notfallmedizin und spirituelle Ressourcen (MD_INSpir)
Ansprechpartner:
Beteiligte Zentren:
- St.-Antonius-Hospital Eschweiler
- München Klinik Bogenhausen
- Uniklinik Köln
- Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
- Universität Witten/Herdecke
- Universitätsklinikum Freiburg i.Br.
Kooperationspartner:
- Dr. med. Dominik Hinzmann
- Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Schütte-Nütgen
- Prof. Dr. med. Hans-Jörg Busch
- Prof. Dr. Patrick Friederich
- Prof. Dr. med. Guido Michels
- Prof. Dr. med. Christoph Dodt
- Priv.-Doz. Dr. Matthias Kochanek
- Priv.-Doz. Dr. med. Olaf Boenisch
- Prof. Dr. med. Arndt Büssing
Hintergrund: Mitarbeitende in der Intensiv- und Notfallmedizin sind täglich mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, z. B. mit Sterben und Tod, Entscheidungsdruck ohne eindeutige Grundlage oder Über- und Unterversorgung. Das führt auch oft zu moralischen Konflikten.
Sogenannter "Moral Distress" tritt dann auf, wenn die Rahmenbedingungen daran hindern, entsprechend der eigenen moralischen Vorstellungen zu handeln. Die Folge: Demoralisierung, die sich in verringerter Arbeitszufriedenheit, innerer oder äußerer "Kündigung" und sogar im Berufsausstieg manifestieren kann.
Die Studie: Wir untersuchen, inwiefern Spiritualität eine mögliche Ressource sein kann, um mit moralischen Konflikten umzugehen.
- Wie hoch ist die Belastung durch Moral Distress?
- Welche spirituellen Bedürfnisse (und Ressourcen) bestehen?
- Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?
Mit den Erkenntnissen sollen Menschen in ähnlichen Situationen besser unterstützt werden können.
Methodik: Multizentrische Mixed-Methods-Studie. Die Zielgruppe sind Mitarbeitende in der präklinischen und klinischen Notfallmedizin und Intensivmedizin im deutschsprachigen Raum.
- Erste Forschungsphase: Quantitative Befragung => Konzeptualisierung der zweiten Forschungsphase
- Zweite Forschungsphase (aktuell): Qualitative Interviews
Laufzeit: 02/2022 bis 04/2023
Publikationen:
Große G, Frick E, Schütte-Nütgen K (2022) Does spirituality mitigate critical carers’ moral distress and strengthen their resilience? A scoping review protocol (registration DOI: 10.17605/OSF.IO/UYV9G). Spiritual Care11:192-198.
Hinzmann D, Schütte-Nütgen K, Büssing A, Boenisch O, Busch H-J, Dodt C et al. (2023) Critical care providers' moral distress: Frequency, burden, and potential resources. International Journal of Environmental Research and Public Health20:333.
Kubitza J, Große G, Schütte-Nütgen K, Frick E (2023) Influence of spirituality on moral distress and resilience among critical care staff in the era of the Covid 19 pandemic: A scoping review. Intensive & critical care nursing:in press.
Violet Handtke über das Projekt:
Mit wem sprichst Du im Rahmen der qualitativen Studie? "Uns ist wichtig, in den qualitativen Interviews ein möglichst breites Erfahrungsbild abzubilden. Daher sprechen wir mit möglichst unterschiedlichen Akteuren aus der Intensiv- und Notfallmedizin. Neben Ärzt:innen und Pflegenden interviewe ich z. B. auch Mitarbeitende, die in der Physiotherapie und Psychotherapie arbeiten. Dabei wenden wir bewusst eine recht offen gestaltete Interviewform an, die sich zwischen einem narrativen Interview und einem problemzentrierten Interview bewegt." |
Was fandest du bisher besonders spannend an diesem Projekt?
"Sehr eindrücklich waren meine Erlebnisse während einer Hospitation in der Intensiv- und Notfallmedizin, die ich als Vorbereitung der Interviewphase durchlaufen habe. Mir ist ausgefallen, wie wenig Ressourcen von den Rahmenbedingungen her überhaupt zur Verfügung stehen. Das war für mich schon eine Überraschung - angesichts eines Arbeitsfeldes, in dem man ständig mit existenziellen Situationen konfrontiert ist. Ich war zuvor als Forscherin in der Palliativmedizin tätig, wo ich es anders erlebt habe. Dort gab es z. B. Fallbesprechungen oder Supervisionen. Das bedeutet, Mitarbeitende in der Intensiv- und Notfallmedizin müssen in der Regel komplett auf ihre eigenen Ressourcen zurückgreifen - die sie mitbringen oder eben auch nicht. Das war schon eine sehr wichtige erste Beobachtung."
Video:
"Moral Distress in der (Post-)Pandemie"
Akademische Antrittsvorlesung von Prof. Dr. med. Eckhard Frick sj am 5. Mai 2022