Pilotstudie: DramaPall

Ansprechpartnerin:

Ruth Mächler

Projektpartner:
  • Palliativmedizinischer Dienst der Poliklinik für psychosomatische Medizin der TU München
  • moreno institut für Psychodrama, Soziometrie und Gruppenpsychotherapie Edenkoben/Überlingen gGmbH

Wie können psychodramatische Interventionen bei Patient*innen der Palliativstation der TU München deren Lebensqualität verbessern und ihre Würde stärken?

 

Die Studie: Gemeinsam mit dem Funktionsbereich Palliativmedizin am Klinikum rechts der Isar der TU München erforschen wir gegenwärtig die Möglichkeit einer Implementierung psychodramatischer Interventionen in der Palliativmedizin.

Es handelt sich um eine Pilotstudie; Die Ergebnisse dieser Studie sollen ggf. die Basis bilden für eine weitere, umfassendere Studie, um die Einsatzmöglichkeiten von Psychodrama im Bereich der Palliativbegleitung von Patient*innen aufzuzeigen. Es soll geprüft werden, ob Psychodrama als zusätzliches Angebot im medizinischen und therapeutischen Kontext etabliert werden sollte.

 

Hintergrund: Patient*innen einer Palliativstation werden meist von einer großen psychosozialen Not in Form von Sinnhaftigkeit, Schmerz, Isolation, Sorgen, Angst, Depression, Verlust, Wut, Trauer, etc begleitet. Sie leiden an einer Krankheit und befinden sich am Lebensende.

Der Umgang mit dieser Situation ist individuell sehr verschieden. Nicht jeder Patient möchte reden. Die Frage „was hinterlasse ich?“ beschäftigt viele und „in Würde gehen“ wollen wir alle. Neben krankheitsbezogenen Belangen und Symptombelastung verbringen Patient*innen auf Palliativstationen ihr Lebensende zusätzlich mit starken sozialen Einschränkungen.

Damit ihre Würde aufrechterhalten und gestärkt werden kann untersuchen wir die Möglichkeiten von Psychodrama zur Verbesserung der Lebensqualität am Ende ihres Lebens.

 

Die Intervention: Psychodrama ist eine Methode der Psychotherapie, die mit szenischer Darstellung arbeitet. Dabei stellen die Akteur*innen/Patient*innen mithilfe anderer Teilnehmender oder symbolischer Gegenstände wie in einem Theaterstück ihre innere Situation oder das Thema, an dem sie arbeiten möchten, dar.

Die meisten Erfahrungen unseres Lebens sind in Zusammenhang mit körperlichem Tun entstanden und das Darstellen von Gefühlen in Handlung ist für uns natürlich. Psychodrama nutzt diese Tatsache. Bei der szenischen Darstellung werden Gefühle und Gedanken erfahrbar und die Person wird ermächtigt, aktiv zu werden, ihr Leben zu gestalten, da sie selbst in Aktion tritt.

Das klassische Psychodrama nach J.L. Moreno ist ursprünglich als Gruppenpsychotherapie konzipiert worden, es haben sich aber auch Formen der psychodramatischen Einzelarbeit etabliert. Die fehlenden Mitspieler werden im Falle der Intervention am Krankenbett durch Gegenstände (kleine Figuren, Schnüre etc.), die auf einem Tablett aufgestellt werden („Monodrama-Box“), ersetzt.

 

Durchführung: In angeleiteten psychodramatischen Interventionen sollen Patient*innen die Möglichkeit haben, sich mit ihrem Vermächtnis mit Hilfe einer Monodrama-Box erlebnisnah auseinanderzusetzen. Die Monodrama-Box ist eine Kiste mit Holzfiguren und -formen. Im Vordergrund steht die*der Patient*in mit ihren*seinen Wünschen und Bedürfnissen. Ihre*seine Kraftquellen sollen gefunden und unterstützt werden. Es geht um ihre*seine Stärken und Achtung ihrer*seiner Würde.

Psychodrama unterstützt Patient*innen beim Zugang zu Themen, die ihre Seele beschäftigen:

  • Was ist mir wichtig, was möchte ich weitergeben?
  • Welche Stationen meines Lebens möchte ich mir nochmal anschauen?
  • Welche wertvollen Erinnerungen möchte ich bewahren und weitergeben?

Psychodrama unterstützt Patient*innen dabei, innerlich in Aktion treten zu können und damit auch am Lebensende noch Gestalter*in ihres*seines Lebens sein zu können. Wir untersuchen, ob der Einsatz von Psychodrama für Patient*innen der Palliativstation in ihrer Situation hilfreich ist, ob die Würde der Patient*innen gestärkt werden kann und die Interventionen positive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben. Es wird der Nutzen für die*den Patient*in im Allgemeinen und im Speziellen im Hinblick auf die Würde und das Wohlbefinden untersucht. Weiterhin soll geprüft werden, ob sich die Monodrama-Box für diesen Einsatz eignet. Darüber hinaus soll bei der Studie die Bedarfssituation der Patient*innen betrachtet und erfragt werden.

 

Methodik:

  • Mit Hilfe eines Fragenbogens und Skalen ermitteln wir den Zustand des Wohlfbefindens der*des Patient*in im Hinblick auf ihre*seine körperliche und mentale Verfassung.
  • Die bei Termin 1 ermittelten Wünsche und Bedürfnisse werden auf ihre Aktualität hinterfragt und geprüft. Daraus formulieren wir gemeinsam mit der*dem Patient*in den Auftrag für die Intervention. Dabei erfolgt eine Anwärmung zum definierten Thema, möglicherweise kann eine zusätzliche Entspannungs- oder Imaginationsübung hilfreich sein.
  • Die*der Patient*in kommt unter Anleitung zur Erzählung und mit den Figuren und Formen der Monodrama-Box auf einer sogenannten Tischbühne ins Handeln bis der Auftrag der Intervention erfüllt ist. Am Ende der Intervention wird ein Foto der Bühne gemacht.
  • Es folgt eine kurze Nachbesprechung. In dieser Nachbesprechung wird mit Hilfe eines Fragebogens und Skalen erneut das Wohlbefinden der*des Patient*in abgefragt. Dabei wird ermittelt welchen Nutzen die Intervention auf die*den Patient*in hatte in bezug auf den Auftrag, das Wohlbefinden und die Würde. Dieser Nutzen wird mit Hilfe von Skalen gemessen und auch qualitativ erhoben.

 

Ziel: Durch die Studie soll untersucht werden, ob der Einsatz von Psychodrama für Patient*innen der Palliativstation in ihrer Situation hilfreich ist, ob die Würde der Patient*innen gestärkt werden kann und ob die Interventionen positive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.

 

  • Es wird der Nutzen für die*den Patient*in im Allgemeinen und im Speziellen im Hinblick auf die Würde und das Wohlbefinden untersucht.
  • Weiterhin soll geprüft werden, ob sich die Monodrama-Box für diesen Einsatz eignet.
  • Darüber hinaus soll bei der Studie die Bedarfssituation der Patient*innen betrachtet und erfragt werden.

 

Aktueller Stand der Studie:

Die Daten der Pilotstudie wurden bereits erhoben. Sie sollen im nächsten Schritt in Hinblick auf die Forschungsfragen der Machbarkeit, der störungsspezifischen Differenzialindikation und des Nutzens für die Lebensqualität ausgewertet werden.

Es liegen vor:

  • Transkripte der Interventionen (Audioaufnahme, verschriftlicht)
  • Zusammenfassende Beschreibungen der Interventionen
  • Fotos der Aufstellungen
  • Transkripte der Nachbesprechungen mit den PatientInnen (Audioaufnahme, verschriftlicht)
  • Lebensqualitätsmessungen mittels SEIQuol und mittels eines Fragenbogens zu Beginn der Intervention und im Rahmen der Nachbesprechung