Forschungsprojekt: Psychodrama in der Palliativmedizin
Ansprechpartnerin:
Projektpartner:
- Palliativmedizinischer Dienst der Poliklinik für psychosomatische Medizin der TU München
- moreno institut für Psychodrama, Soziometrie und Gruppenpsychotherapie Edenkoben/Überlingen gGmbH
Eine Studie zur Erforschung der Wirkung von Psychodrama / Monodrama am Lebensende
Studien-TherapeutIn werden ! mehr Info >>
Sie möchten mitwirken, und dabei eine Monodrama-Weiterbildung erhalten? Bei Fragen und Interesse kontaktieren Sie uns gerne!
Die Studie: Aufbauend auf eine Pilotstudie >> soll geprüft werden, ob Psychodrama als zusätzliches Angebot im medizinischen und therapeutischen Kontext etabliert werden sollte.
Hintergrund: Psychodrama ist eine therapeutische Methode, bei der Menschen ihre inneren Konflikte, Gefühle oder Beziehungen szenisch darstellen. Durch Rollenwechsel, Improvisation und das Inszenieren von Situationen können neue Einsichten und Lösungen entstehen (Kunz-Mehlstaub et al. 2018). Normalerweise findet Psychodrama in der Gruppe statt; im Einzelsetting am Krankenbett („Monodrama“) werden die beteiligten Personen oder Elemente durch kleine Objekte auf einem Tablett dargestellt (Stadler 2020). Das Potenzial der Methode, das darin liegt, Menschen in ihrer Auseinandersetzung mit ihren eigenen Prozessen - auch dem Sterbeprozess - zu unterstützen und ihnen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, entspricht wesentlichen Zielen der Sterbebegleitung (Frede 2012; Kratz & Jost 2022). Eine von uns durchgeführte Pilotstudie mit Monodrama-Interventionen zeigte vielversprechende Ergebnisse. Die Interventionen halfen den PatientInnen, sich mit den Herausforderungen in der Sterbesituation auseinanderzusetzen (Mächler et.al. 2026).
Zielsetzung: Ziel der Studie ist, durch Monodrama-Interventionen und eine Evaluation ihrer Wirkung das Wohlbefinden und die Lebensqualität von schwerstkranken und sterbenden Menschen zu verbessern, das Selbstwirksamkeitserleben der PatientInnen zu stärken und emotionalen und spirituellen Distress zu verringern.
Forschungsfrage: Welche Wirkung hat Monodrama in der Palliativarbeit auf die Lebensqualität palliativ erkrankter Personen?
Methode: Es handelt sich um eine Studie der Technischen Universität München mit Kooperationspartnern der Palliativversorgung im Raum München. Die Studie erfolgt in einem qualitativ dominierten Mixed-Methods-Design mit einer quasi-experimentellen Prä–Post-Vergleichsgruppenstruktur. Der Schwerpunkt liegt auf der qualitativen Exploration der Wirkung der Intervention auf die PatientInnen. Im qualitativen Studienteil werden offene leitfadengestützte Interviews mit den ProbandInnen der Interventionsgruppe geführt. Im Zentrum des Interviews steht das subjektive Erleben und die wahrgenommene Wirkung der Intervention. Die Erfahrungen der ProbandInnen und spirituelle sowie emotionale Auswirkungen des Monodramas werden thematisiert. Die Auswertungen erfolgen mit Reflexive Thematic Analysis (Braun & Clarke 2021, 2006). Parallel findet eine quantitative Prä–Post-Erhebung mithilfe eines validierten Fragebogens (McGill Quality of Life Questionnaire, (Cohen 1995, 1997)) statt; sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der Vergleichsgruppe, die eine alternative Intervention erhält. Der quantitative Studienteil dient der deskriptiven Ergänzung mit dem Ziel, Veränderungen innerhalb der Gruppen und im Vergleich zwischen den Gruppen zu beschreiben. Ein statistischer Wirkungsnachweis ist aufgrund der voraussichtlich erreichbaren Fallzahl nicht vorgesehen, dementsprechend werden keine a priori Hypothesen formuliert.
Intervention: Zu Beginn der Monodrama-Intervention wird ein standardisierter Stimulus eingesetzt, der dazu anregt, ein persönliches Thema zu finden. Dann wird mit den Figuren das Thema entwickelt und therapeutisch bearbeitet. Am Ende der Intervention wird die Tischbühne fotografiert. Die ProbandInnen erhalten das Foto. Zwei bis vier Tage nach der therapeutischen Intervention findet ein Nachgespräch statt, in dem an die Intervention angeknüpft wird. Die ProbandInnen der Vergleichsgruppe erhalten eine Einführung in die progressive Muskelentspannung nach Jacobson und ebenfalls ein Nachgespräch.
Diskussion: Die deutsche Charta zur Verbesserung der Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen (2010), fordert in ihren Leitsätzen Forschung zur Weiterentwicklung der palliativen Versorgung (Leitsatz 4). Hierzu gehören die Explorierung und Evaluierung psychotherapeutischer Angebote und Interventionen. Psychodrama könnte ein wertvolles neues Angebot zur Linderung spiritueller und emotionaler Not am Lebensende sein.
Ethik und Genehmigungen: Die Studie wird von der Ethikkommission der TU München genehmigt. Alle Teilnehmenden geben vor Beginn eine informierte Einwilligung ab. Die Daten werden anonymisiert und gemäß den Datenschutzrichtlinien behandelt.
Interessenskonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte.
--------
Literatur:
Braun, V., & Clarke, V. (2021). Thematic analysis: A practical guide.
Braun, V., & Clarke, V. (2006). Using thematic analysis in psychology. Qualitative research in psychology, 3(2), 77-101.
Cohen, S. R., Mount, B. M., Strobel, M. G., & Bui, F. (1995). The McGill Quality of Life Questionnaire: a measure of quality of life appropriate for people with advanced disease. A preliminary study of validity and acceptability. Palliative medicine, 9(3), 207-219.
Cohen, S. R. Mount BM. Bruera E. Provost M. Rowe J. Tong K. (1997). Validity of the McGill Quality of Life Questionnaire in the palliative care setting: A multi-centre Canadian study demonstrating the importance of the existential domain. Palliat Med, 11(1), 3-20.
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, Deutscher Hospiz- und PalliativVerband & Bundesärztekammer. (2010). Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland. https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/Charta-08-09-2010%20Erste%20Auflage.pdf
Frede, U. (2012). „Ertragt mich, dass ich rede “: Möglichkeiten der Psychodrama-Therapie bei der Begleitung Schwerstkranker. Springer-Verlag.
Kratz, D., & Jost, K. (2022). Psychodrama in der Palliative Care. Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie, 21(1), 189-200.
Kunz-Mehlstaub, S./ Stadler, C. (2018): Psychodrama-Therapie. Stuttgart: Kohlhammer.
Mächler R., Frick E., Anneser J., Stadler S., Jost K. (eingereicht, Erscheinung 2026) Psychodrama am Lebensende – Ergebnisse einer qualitativen Pilotstudie in der Palliativversorgung. Zeitschrift für Psychodrama
Stadler, C. (2020). Monodrama-Szenisch-systemisches Arbeiten im Einzelsetting (Leben Lernen, Bd. 319) (Vol. 319). Klett-Cotta.